Ferdinand von Saar (1833-1906)
Christnacht
Wieder mit Flügeln, aus Sternen gewoben,
senkst du herab dich, o heilige Nacht;
was durch Jahrhunderte alles zerstoben,
du noch bewahrst deine leuchtende Pracht.
Ging auch der Welt schon der Heiland verloren,
der sich dem Dunkel der Zeiten entrang,
wird er doch immer aufs Neue geboren,
nahst du, Geweihte, dem irdischen Drang.
Selig durchschauernd kindliche Herzen,
bist du des Glaubens süßester Rest;
fröhlich begangen bei flammenden Kerzen,
bist du das schönste, menschlichste Fest.
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Georg Christian Dieffenbach (1822-1901)
Der Christbaum im Himmel
Da droben, da droben muss Christtag es sein,
es leuchten und flimmern die Lichtelein,
viel hundert und tausend, ach, mehr wohl gar,
die glänzen am Himmel so hell und klar.
Dort oben, dort oben wohnt allezeit
Christkindchen in himmlischer Herrlichkeit,
es hat wohl den Engeln in dunkler Nacht,
ein Bäumchen mit flimmernden Lichtern gebracht.
Dort oben, dort oben möcht' gerne ich sein,
mich freu'n mit den heiligen Engelein
und wandeln im hellen, im himmlischen Saal
und schauen die flimmernden Lichtlein zumal.
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